Frenetische Stille

Frenetische Stille

Gedichte
Berlin Verlag 2010
ISBN 978-3-8270-0920-0
96 Seiten, Hardcover, Schutzumschlag
unter Verwendung eines Gemäldes von Christopher Winter
18 Euro


Die unglaubliche Leichtigkeit und Frische, die man schon bei seinem ersten Gedichtband »vereinzelt Passanten« feststellte, setzt sich in seinem neuen Buch fort. Winkler arbeitet mit einer zielgenauen Sicherheit für eine ungewöhnliche Homogenität, die Technizismen, Fachsprachen, Versatzstücke aus der Medienwelt und zeitgenössische Sprechweisen in einen elegant fließenden Mix bringt.
(Carsten Klook, ZEIT online, 24.03.2010)

Wie ironisch gebrochen hier auch Parkplatz auf Revolte folgt, es scheint und an einigen Stellen blitzt es auf, als hätten sich zunehmend Momente kritischer Diskursivität in Winklers Texte kassibert. Von den »maritimen Verzärtelungen« seines ersten Bandes jedenfalls ist auf den ersten Blick wenig geblieben, zu stark haben sich konträre Wirklichkeitsmomente den neuen Gedichten eingeschrieben.
(Tom Schulz, www.poetenladen.de, 24.03.2010)

Immer wieder stößt man auf diese Widersprüche. … Es geht darum, dass er sagt – und das ist in den Gedichten immer wieder zu finden –: Es fehlt eigentlich an Klarheit, also an einer Eindeutigkeit, die wir gern hätten im Umgang miteinander, auch im sprachlichen Umgang miteinander, und die ist nicht gegeben. Also: Die Dinge sind widersprüchlich, aber es gibt dennoch diese Sehnsucht.
Lässt man sich auf die Wortschöpfungen ein, werden die Gedichte plötzlich sehr geräumig, sehr groß, und man hat sehr viel Platz und sehr viel Möglichkeiten, sich in diese Gedichte hineinzulesen. Und dann kommt man plötzlich in vielfältige Assoziationen hinein, und das macht eigentlich auch großen Spaß. … Man wird interessante Entdeckungen machen.
(Michael Opitz, Deutschlandradio Kultur, 01.04.2010)

Winkler mag die starken Bilder, das jäh Aufblitzende, Überraschende, das Paradoxe. … Er führt seine Vokabelmischungen mit stets spürbarer Lust an die Grenzen der sprachlichen Logik, und wenn er die Referenzen zum Bezeichneten kappt, dann drängt sich sofort etwas Neues vor, ein Bild, das es so noch nicht gegeben hat.
(Martin Zingg, Neue Zürcher Zeitung, 19.06.2010)

Aber im Ganzen schält sich dadurch ein zeitgenössisches, urbanes Lesegefühl parallel zum Lebensgefühl heraus, entfernt von gemessener Schönheit, in neuartigen Schraubzwingen. Es entsteht der Eindruck eines Zugleich und Nicht, von Simultanität und Leere, »frenetischer Stille«.
(Tobias Roth, Die Berliner Literaturkritik, 21.06.10)

Schon der Titel durchkreuzt jegliche Erwartungen. »Frenetischer Beifall«, also Begeisterung, gepaart mit Lärm, wäre der gewohnte Kontext. Die unübliche, widersprüchliche Wortfügung »frenetische Stille« aber erzeugt Spannung, unterlegt mit subtiler Ironie. Von solchen Spannungen leben die Gedichte.
(Dorothea von Törne, Die Welt, 03.07.2010)